der Raiffeisenbank Augsburger Land West eG
am 04.05.2017 in Zusmarshausen
Ein solides Geschäftsmodell trotzt noch den schwierigen Rahmenbedingungen
Generalversammlung für das Geschäftsjahr 2016
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Raiffeisenbank Augsburger Land West eG Albert Lettinger konnte im gut besuchten Schlosssaal in Zusmarshausen zahlreiche Mitglieder der Bank begrüßen, die sich aus erster Hand von den Ergebniszahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres informieren wollten.
Vorstand Karl Rau sprach schon zu Beginn von einem erfreulichen Ergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr und erläuterte aus dem Jahresabschluss 2016 und dem Lagebericht die wichtigsten Bilanzzahlen. Das Kundenkreditvolumen erhöhte sich erfreulicherweise um 3,2 % auf 312.150 TEUR. Die neu ausgereichten Kredite wurden wieder überwiegend für regionale Investitionen im Genossenschaftsgebiet verwendet. Für erkennbare Risiken ist ausreichend Risikovorsorge getroffen. Das Einlagevolumen erhöhte sich um 5,4 % auf 530.767 TEUR. Die Kunden suchen aufgrund des dauerhaft anhaltenden niedrigen Zinsniveaus vermehrt alternative Anlagemöglichkeiten oder tätigen Investitionen. Die Einlagensteigerung zeigt aber, dass die Kunden in der Region trotzdem sparen. Das gesamte von der Bank betreute Kundenvolumen, also die eigenen Einlagen und Ausleihungen inkl. der zugehörigen Verbundunternehmen um 5,3 % auf nun 1.259 Mio. Euro gesteigert werden. Stolz ist die Bank auf die Mitgliederzahl. Diese konnte im Jahr 2016 um weitere 374 auf 16.824 (+ 2,3 %) erhöht werden und somit ist die nächste Tausendermarke in greifbare Nähe gerückt. Das Eigenkapital der Bank beträgt nun 45,3 Mio. EUR. Der Jahresabschluss weist eine Bilanzsumme von 626.629.594 EUR (+ 5,4 %) und einen Bilanzgewinn von 1.420.897 EUR aus.
Vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Lage stehen die Zeichen in vielen Bereichen auf Wandel. Gerade eine Genossenschaftsbank wie die Raiffeisenbank Augsburger Land West eG, die viele Jahrzehnte nachhaltig erfolgreich war, wird ohne eigenes Verschulden zu strukturellen Veränderungen gezwungen. Ziel der Bank ist es, das genossenschaftliche Geschäftsmodell auf diese schwierigen Rahmenbedingungen einzustellen, um auch in Zukunft als starkes Kreditinstitut in der Region zu bestehen.
Auch wenn das Jahr 2016 wieder sehr anspruchsvoll war, dürfen sich die Mitglieder auf eine Rückerstattung freuen, die sich sehen lassen kann. Neben der Dividende, der Zahlung aus dem bankeigenen MitgliederBonus-Modell und der eingesparten Gebühren für die kostenlose goldene VR-BankCard Plus fließen im Geschäftsjahr 2016 insgesamt rd. 568.000 EUR an die Mitglieder zurück. Bezogen auf die Mitglieder-Geschäftsguthaben entspricht dies einer durchschnittlichen Rendite von rd. 8,7 %.
Im weiteren Verlauf berichtete Vorstand Hermann Scherer über finanzielle Themen der Welt- und Europapolitik, der Bankenwelt sowie den regionalen Entwicklungen in unserem Geschäftsgebiet. Als größte Herausforderung für die Bank bezeichnet er die andauernde Niedrigzinspolitik der EZB. Anhand einer Zinskurve erläuterte er den Mitgliedern die Auswirkungen, die sich nicht nur in sinkenden Erträgen aus dem Zinsgeschäft der Bank, sondern bei den Kunden auch in fehlenden Vermögenswerten in der Altersvorsorge niederschlagen.
Positiv wirken sich niedrige Zinsen allerdings bei den Finanzierungskosten für Bauherren oder bei Renovierungen aus. Investitionen werden getätigt, im Handwerk herrscht eine gute Auftragslage. Scherer warnte aber vor blinden Investitionen in Bestandsimmobilien, ohne vorher die stark gestiegenen Kaufpreise abzuwägen.
Durch das Internet hat sich das Kundenverhalten in allen Lebensbereichen extrem verändert. Kommunikation, die Buchung von Reisen, die Steuererklärung, die Verwaltung der Finanzen - alles wird schnell und bequem online erledigt. Trotzdem ist zu beobachten, dass die Beratungswünsche der Kunden ansteigen, immer komplexer werden und im Internet nicht mehr abbildbar sind. Hier erweist sich die Präsenz der Bank in der Region mit der Bereitstellung qualifizierter persönlicher Beratung als richtig.
Weitere Sorgen bereiten auch die regulatorischen Anforderungen. Viele schlecht ausgearbeitete Vorschriften, unpräzise Formulierungen und Rechtsunsicherheiten binden immer mehr Arbeitskraft und machen es zunehmend schwieriger, den eigentlichen Grundauftrag der Bank zu erfüllen. Nach wie vor kämpfen die deutschen Genossenschaften gegen die Integration der genossenschaftlichen Sicherungseinrichtung in ein einheitliches europäisches Banken-Sicherungssystem.
Vorstand Scherer ging in seinem Vortrag weiter auf Zahlen der Bank wie Kunden- und Kontenanzahl sowie die Mitarbeiterentwicklung und deren Qualifizierung ein. Wichtigstes Kapital sind die guten Mitarbeiter und die Betriebstreue. 22 Mitarbeiter/-innen konnten im vergangenen Jahr Dienstjubiläum von 10 bis 45 Jahren feiern und bestätigen die Bank als einen attraktiven Arbeitgeber. Drei Auszubildende haben die Ausbildung abgeschlossen und wurden in den Geschäftsstellen als Serviceberater übernommen. Insgesamt erbringt die Bank rd. 1,5 Mio. € an Steuern auf, von denen 627 TEUR über die Gewerbesteuer in der Region verbleiben. Das jährliche Spendenvolumen beträgt rd. 77.000 €. Im letzten Jahr wurden die Geschäftsräume der Filiale in Horgau renoviert und an die aktuellen Service- und Beratungsanforderungen angepasst.
Als Reaktion auf die Niedrigzinsen setzt die Bank im Kern auf ein gutes und nachhaltiges Kreditgeschäft. Außerdem wird in eigenes Immobilienvermögen investiert. In den eigenen Bankgebäuden in Altenmünster und Dinkelscherben wurden die oberen Stockwerke gewerblich vermietet. In Zusmarshausen, Altenmünster und Oggenhof wird außerdem in neue Mietobjekte investiert, um so über Mieteeinnahmen regelmäßige Erträge zu sichern.
Aufsichtsratsvorsitzender Albert Lettinger berichtete über die Tätigkeit des Aufsichtsrates. In regelmäßigen Sitzungen hat sich der Aufsichtsrat über die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung des Vorstandes überzeugt. Außerdem berichtete er über das Ergebnis der gesetzlichen Prüfung durch den Prüfungsverband, das keine Beanstandungen enthielt.
Oberrevisor Markus Stetter vom Genossenschaftsverband Bayern (GVB) stellte den Jahresabschluss 2016 offen zur Abstimmung. Dieser wurde von der Versammlung einstimmig genehmigt. Ohne Gegenstimmen wurden auch Vorstand und Aufsichtsrat entlastet. Turnusgemäß schieden aus dem Aufsichtsrat aus: Herr Bernhard Walter aus Altenmünster, Herr Helmut Walter aus Gessertshausen und Herr Dr. Klaus-Dieter Schulze aus Dinkelscherben. Die Herren Bernhard Walter und Helmut Walter wurden zur Wiederwahl vorgeschlagen und auch einstimmig von der Versammlung wiedergewählt. Herr Dr. Klaus-Dieter Schulze wurde aufgrund des Erreichens der Altersgrenze mit einer Urkunde und einem Geschenk für 12-jährige konstruktive Tätigkeit aus dem Gremium verabschiedet. Für Nachfolger im Aufsichtsrat ergeben sich neuerdings erhebliche aufsichtsrechtliche Anforderungen. So soll im Aufsichtsrat mindestens ein Steuerberater/Wirtschaftsprüfer als Mitglied enthalten sein. Mit Herrn Dipl.-Kfm. Alexander Guggemos aus Dinkelscherben wurden diese Anforderungen erfüllt. Die Wahl erfolgte ebenfalls einstimmig.
Versammlungsleiter Albert Lettinger ehrte Mitglieder, die bereits 50 Jahre der Genossenschaft ihre Treue bewiesen haben und überreichte ihnen eine Urkunde.
Im letzten Punkt der Tagesordnung ergab sich von einem Mitglied noch die Frage nach Vergütungen für Aufsichtsratsmitglieder. Der Vorsitzende Albert Lettinger erklärte, dass alle Aufsichtsräte insgesamt ein Budget von der Generalversammlung bewilligt bekamen. Darin sind alle Kosten einschließlich der Fortbildungsmaßnahmen enthalten. Dieses Budget wurde bei der Bank im Geschäftsjahr 2016 nur etwa zur Hälfte verbraucht.
Mit dem Dank an die anwesenden Mitglieder und Gäste schloss Versammlungsleiter Lettinger die Versammlung.